Dethleffs zeigt aktuellen Stand des Projekts „Nachhaltiges Reisemobil“
Schon mehrfach hat Dethleffs im Zuge seines Entwicklungsprojekts „Reiseziel Zukunft“ mit Studien zu elektromobilen Reisemobilen und Caravans für Aufsehen gesorgt. Nachhaltigkeit möchte der Freizeitfahrzeugspezialist aus Isny im Allgäu aber nicht auf die Antriebsart begrenzt wissen. Auch bei der Auswahl von Materialien oder durch den Verzicht auf fossile Brennstoffe für Heizung und Küche können Camping-Fahrzeuge nachhaltiger werden. Am Beispiel des e.home Eco zeigt Dethleffs nun einen Zwischenstand hin zur Entwicklung eines nachhaltigen Reisemobils.
Pionier des Caravanings: Seit Arist Dethleffs 1931 den ersten Wohnwagen erfand, gehören Innovationskraft und der Wille, Vorreiter in der Branche zu sein, zur DANN des von ihm gegründeten Unternehmens – bis heute. Als Dethleffs vor acht Jahren anlässlich des Caravan Salon Düsseldorf 2017 sein Entwicklungsprojekt „Reiseziel Zukunft“ vorstellte, ging ein Raunen durch die Caravaning-Branche. Unter dem Namen e.home präsentierte das Unternehmen als erster namhafter Hersteller die Studie eines Reisemobils, das nicht nur batterieelektrisch angetrieben war, sondern das auch im Betrieb ausschließlich auf Strom als Energiequelle setzte. Damals ein absolutes Novum. Schon ein Jahr später folgte eine weitere elektromobile Studie: der e.home coco, ein Wohnwagen, der über eine angetriebene Achse und Batteriespeicher verfügt. Der e.home Caravan kann dadurch den Antrieb des ziehenden Elektrofahrzeugs unterstützen und so die Reichweite für Reisen mit EAuto und Caravan deutlich erweitern. Ebenfalls im Rahmen des „Reiseziels Zukunft“ präsentierte Dethleffs 2019 mit dem Globevan e.hybrid das erste serientaugliche Reisemobil mit Plug-In-Hybrid und einer rein elektrischen Reichweite von 50 Kilometern. Damit vertritt der Globevan e.hybrid das Fahrzeugsegment, in dem sich laut Expertenmeinung der Elektroantrieb zuerst durchsetzen wird.
Bei diesen bisherigen Studien und Entwicklungen zum Reiseziel Zukunft hat sich Dethleffs insbesondere auf den elektrischen Antrieb und die Verwendung von Strom als Energiequelle im Campingbetrieb fokussiert. Doch dabei wollen es die Allgäuer nicht belassen. „Wir verstehen unter Nachhaltigkeit mehr als nur den Elektroantrieb,“ stellt Bernhard Kibler, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Dethleffs, fest. „Wir nehmen in unseren Entwicklungsprojekten regelmäßig neue Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen oder Recycling-Material, aber auch neue, umweltschonende Lösungen unserer Zulieferer unter die Lupe und testen deren Praxistauglichkeit im Caravaning-Einsatz.“
Studie zeigt Zwischenstand zu möglichen Nachhaltigkeitsmaßnahmen
Als Zwischenergebnis dieser Untersuchungen stellt Dethleffs nun den e.home Eco unter dem Motto „Nachhaltiges Reisemobil“ vor. Die Studie zeigt am Beispiel eines Reisemobils, wo sich neue Möglichkeiten für eine nachhaltige Fertigung und einen klimafreundlichen Betrieb ergeben können. Die jetzt vorgestellte Studie will Kibler keinesfalls als Vorstufe zu einer möglichen Serienfertigung verstanden wissen. „Es ist ein Zwischenstand unserer kontinuierlichen Entwicklungsarbeit zum Thema Nachhaltigkeit. Einige Ansätze könnten sich künftig in Serienfahrzeugen wiederfinden, andere müssen ihre Praxistauglichkeit erst noch beweisen,“ so Kibler.

Ford E-Transit als Basisfahrzeug
Dass sich bei elektrisch angetriebenen Basisfahrzeugen seit der ersten Dethleffs-Studie im Jahr 2017 viel getan hat, zeigt die große Auswahl an E-Transportern aller namhaften Hersteller, die heute verfügbar sind. Für die Studie „Nachhaltiges Reisemobil“ hat sich Dethleffs für einen Ford E-Transit Modelljahr 2023 mit 135 kW starkem Elektro-Antrieb und einer WLTP-Reichweite von 240 Kilometern entschieden, wobei aufgrund der rasanten Entwicklung der Batterietechnik in Zukunft deutlich höhere Reichweiten zu erwarten sind. Um den Energiebedarf niedrig zu halten und die Reichweite zu erhöhen, hat das Projektteam um den Technischen Leiter Christoph Gawalleck an der Aerodynamik des Fahrzeugs gearbeitet. So wurden die ausladenden Rückspiegel durch ein Kamerasystem ersetzt und auf Radlaufblenden sowie auf sämtliche Dachaufbauten verzichtet.
Eines der maßgeblichen Themen bei dem aktuellen Entwicklungsprojekt war die sinnvolle Verwendung nachhaltiger Materialien aus natürlichen oder recycelten Rohstoffen für den Aufbau und den Möbelbau. Der Leiter des Musterbaus Martin Than: „Bei nachhaltigen Verbundwerkstoffen hat sich in den letzten Jahren viel getan und es gibt bereits zahlreiche Erfahrungen aus anderen Branchen, die sehr vielversprechend sind.“ So kooperierte das Dethleffs Projektteam mit der Firma Greenboats aus Bremen, die bereits seit 2013 Verbundwerkstoffe aus nachhaltigen Rohstoffen für den Bootsbau herstellt und vertreibt.
Nachwachsender Flachs statt Glasfaser
Die Deckschicht der von Dethleffs verwendeten Sandwich-Platten besteht aus Naturfasergewebe, genauer aus Flachs, der auch als Gemeiner Lein bekannt ist und auch zur Leinölgewinnung genutzt wird. Diese natürliche, schnell nachwachsende Faser wird in Europa angebaut, vornehmlich in Frankreich, und zeichnet sich durch eine hohe Steifigkeit, Reißfestigkeit und relativ geringe Dichte aus. Flachs bietet ähnliche Eigenschaften und Festigkeitswerte wie die mineralische Glasfaser, weist aber eine rund 80 Prozent bessere CO2-Bilanz auf als diese. Als Harz kommen Bio-Epoxide zum Einsatz, die bis zu 40 Prozent natürliche Inhaltsstoffe wie Leinöl enthalten und besonders hochwertige Laminate ermöglichen. Als Isolierung und Kern der Sandwichplatten setzt Dethleffs einen speziellen Schaum aus recycelten PET-Flaschen ein, der sich aufgrund seiner chemischen und physikalischen Eigenschaften gut für den Einsatz im Reisemobil eignet. Deckschicht und Kern sind zudem recyclingfähig und lassen sich am Ende des ersten Lebens zu ähnlichen Stoffen wiederverarbeiten.

Tischplatten aus Popcorn
Nachwachsende Rohstoffe auch im Wohnraum: So sind die Tisch- und Küchenplatte aus sogenannten Popcornplatten gefertigt. Dieser Mais-basierte Werkstoff wurde 2018 an der Universität Göttingen entwickelt, seither ständig weiterentwickelt und kommt heute beispielsweise im Küchenbau zum Einsatz. Den Plattenkern aus aufgepopptem Mais umschließt dabei eine Deckschicht aus geöltem Eichenfurnier. Die Platten weisen die gleichen mechanischen Eigenschaften wie Sperrholzplatten auf, sind dabei aber nur halb so schwer. Der verwendete Mais stammt aus Sortimenten, die nicht lebensmittelgeeignet sind und üblicherweise für Leime und biobasierte Kunststoffe zum Einsatz kommen. Die Polster der Projektstudie sind mit Stoffen aus reiner Schafwolle bezogen. Diese sind nicht nur natürlich, sie fühlen sich auch besonders angenehm an. Darüber hinaus sind Schafwoll-Bezugsstoffe extrem robust, langlebig sowie schmutz und wasserabweisend und schwer entflammbar. Auch beim Fußboden setzt Dethleffs beim e.home Eco natürliche Rohstoffe ein. Er ist mit Linoleum belegt, das im Wesentlichen aus Leinöl, verschiedenen Naturharzen, Korkmehl und Jutegewebe besteht. Projektpartner steuern weitere Komponenten zu. Ganz auf fossile Brennstoffe wie Diesel und Gas zu verzichten, war eine Vorgabe des Dethleffs-Projekts „Nachhaltiges Reisemobil“. Hierzu haben auch verschiedene Projektpartner beigetragen. So kommt für Heizung, Lüftung und Klimatisierung des Innenraums die von Truma entwickelte geräuscharme und rein elektrisch betriebene Wärmepumpe Saphir Comfort SC zum Einsatz. Sie wird mit Landstrom gespeist und kann sowohl heizen als auch kühlen. Während beim Heizen die warme Luft über Rohre in Bodennähe ausströmt, verteilt sich beim Kühlen die kalte Luft über Rohre in Kopfhöhe. Zusätzliche, elektrisch beheizte Booster an den Ausblasöffnungen ermöglichen die schnelle Erhöhung der Ausblastemperatur sowie das geräuscharme Heizen ohne Wärmepumpenkompressor bei Nacht. Einen leisen Betrieb gewährleistet auch der mit Landstrom betriebene Truma-Warmwasserboiler. In der Küche kommt ein elektrisches Induktionskochfeld von Projektpartner Thetford zum Einsatz. Für Autarkie sorgt eine von Projektpartner Dometic gelieferte Solaranlage mit aufgeklebten Solarzellen auf T-Haube, Heck und Dach mit einer Nennleistung von maximal 1700 Watt.