Führungskräfte im Gespräch Zeitungsinterview

Sören Schaffer, Schaffer Mobil

25.000 Brötchen!

Jeder muss heutzutage in der Regel mit seiner Hände Arbeit seine Brötchen verdienen. Und so repräsentieren die „Schaffer-Brötchen“ als Synonym die Erfolgsgeschichte der Familie Schaffer, die mit persönlichem Engagement und enormer Beharrlichkeit sowie hoher Kompetenz und großer Kreativität ihren Caravaning-Handelsplatz auch unter schwierigen Bedingungen zu einem deutschlandweit akzeptierten Vorzeige-Unternehmen entwickelt haben.

Text: Peter Hirtschulz, Fotos: schaffer-mobil

Die 25.000 Brötchen verkauft Schaffer im Laufe eines Jahres an die Reisemobilisten, die auf dem an den Schaffer-Handelsplatz angegliederten Stellplatz mit Parzellen für 100 Freizeitfahrzeuge übernachten. Das sind es circa 10.000 Personen jährlich, die morgens ihren Weg vom Stellplatz zum Zubehör-Shop (dort werden die Brötchen verkauft) durch eine Parade von neuen Fahrzeugmodellen und zurück machen. Keine schlechte Marketingaktion.
Dies ist nur eine (aktuelle) Idee mit der Vater Jürgen Schaffer im Jahr 1990 sein Hymer-Handels-Zentrum im ostdeutschen Dresden startete. Heute, unter Führung seines Sohnes Sören, umfasst das Unternehmen „schaffer-mobil“ insgesamt 3 Betriebsplätze, alle zentral an einer Straße gelegen.
Camper Professional hat sich mit Sören Schaffer getroffen und ihn zur Entwicklung des eigenen Betriebs und seine Einschätzung zur allgemeinen Lage der Caravaning-Branche befragt.

Camper Professional − Aktuell befindet sich die Caravaning-Branche in einer bewegten, um nicht zu sagen schwierigen Zeit. Wie ist Ihr Caravaning-Zentrum aktuell aufgestellt, um den Anforderungen des Markts gerecht zu werden?

Sören Schaffer − Um den Anforderungen des Markts gerecht zu werden, muss man breit aufgestellt sein. Mit Einzeldisziplinen kann man heute nicht überleben. Entsprechend ist unser Unternehmen strukturiert. Bei uns gibt es 5 tragende Elemente: den Fahrzeugvertrieb Verkauf, unsere typenoffene Werkstatt, den Unternehmensbereich Ersatzteile und Zubehörshop sowie die Vermietung mit aktuell 60 Fahrzeugen. Das, was uns von einem normalen Wohnmobilhändler differenziert ist der hauseigene Stellplatz mit gepflegten Sanitäranlagen, modernen Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten. Als besonderen Service bieten wir unseren Gästen täglich sieben Tage die Woche frische Brötchen. Weiterhin gibt es ein freies WLAN und Miet-Pkw.

Camper Professional − Ein wirklich breites Spektrum. Wie sieht es mit dem Personal aus?

Sören Schaffer − Wir sind im Großraum Dresden durch vielfältige Engagements meines Vaters als erfolgreicher Mittelständler bekannt. Außerdem hilft das in der Öffentlichkeit gesteigerte Ansehen von Caravaning. Sichere Arbeitsplätze sind momentan gefragt. Zudem bieten wir eine zukunftsstarke Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker, zum Caravan- und Reisemobiltechniker, zum Automobilkaufmann und zum Kaufmann für Büromanagement. Ein weiterer wichtiger Aspekt unserer Unternehmensstrategie ist die kontinuierliche Weiterbildung unserer Mitarbeiter. Durch regelmäßige Schulungen und Trainings stellen wir sicher, dass unser Team immer auf dem neuesten Stand der Technik und der besten Praxis ist. Diese Investition in unsere Mitarbeiter ist die Basis, aber noch lange nicht ausreichend für Erfolg. Unser gemeinsamer Teamspirit in der Mannschaft gibt uns erst die Möglichkeit unsere Ziele zu erreichen.

Camper Professional − Worauf sind Sie in Ihrem Unternehmen besonders stolz?

Sören Schaffer − Wir blicken auf eine 35-jährige Firmengeschichte zurück, die 1990 von meinen Eltern begonnen wurde und nun von mir fortgeführt wird. Gemeinsam sind wir dankbar für diese lange Zeit und schätzen unser Team, das uns täglich unterstützt, um die bestmöglichen Dienstleistungen für unsere Kunden zu erbringen.
Die Caravan- und Reisemobilbranche hat in den letzten Jahren erhebliche Veränderungen und Herausforderungen durchlaufen. Diese Dynamik hat dazu geführt, dass es für unser Unternehmen essenziell war, die innere Organisationsstruktur kontinuierlich zu entwickeln und anzupassen.
Um den wachsenden Anforderungen und der Komplexität unserer Geschäftsprozesse gerecht zu werden, habe ich mich frühzeitig dafür entschieden, eine zweite Führungsebene aufzubauen. Diese Entscheidung war von strategischer Bedeutung und hat uns ermöglicht, unsere Ziele und Ideen effektiv umzusetzen und das Geschäft weiterzuentwickeln.
Derzeit unterstützen mich neben einem Serviceleiter auch ein Verkaufsleiter, ein Teile- und Zubehörleiter sowie ein geschäftsführender Betriebsleiter. Diese Einheit spielt eine wichtige Rolle in der operativen und strategischen Führung unseres Unternehmens. Jeder dieser Führungskräfte bringt spezifische Kenntnisse und Fähigkeiten ein, die wesentlich zur kontinuierlichen Verbesserung und Weiterentwicklung seines speziellen Unternehmensbereiches führen.
Die enge Zusammenarbeit, die stetige Evaluation unserer Ziele und der Austausch von Ideen innerhalb des Führungsteams sind der Schlüssel zu unserem Erfolg und bilden die Grundlage für die Zukunft des Unternehmens.

Camper Professional − So weit ihr persönliches Engagement. Wie schätzen Sie die aktuelle Branchenentwicklung und -Situation insgesamt ein?

Sören Schaffer − Die Caravan- und Reisemobilbranche hat extreme Jahre während der Corona-Pandemie hinter sich gebracht und befindet sich derzeit in einem Konsolidierungsprozess, der durch äußere Einflüsse der weltpolitischen Lage getrieben wird.
Ein weiterer wesentlicher Faktor, der die aktuelle Situation der Caravan- und Reisemobilbranche beeinflusst, sind die gestiegenen Zinskosten. Diese haben sich, in Kombination mit der Vielzahl an Fahrzeugen auf dem Markt, zu einem Mix entwickelt, der die kalkulatorische Grundlage für die Dienstleistung jedes Händlers erheblich erschwert. Während die Nachfrage nach Reisemobilen weiterhin stabil ist, müssen Händler ihre Preisstrategien sorgfältig abwägen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und gleichzeitig ihre Erträge zu sichern.
Für Kaufinteressenten, unsere Kundschaft, bedeutet dies jedoch, dass jetzt ein sehr guter Zeitpunkt ist, um Reisemobile zu kaufen, da die Preise nie günstiger waren als vor der Corona-Zeit. Für Händler ist dies sowohl Fluch als auch Segen, da gestiegene Kosten und niedrige Erträge einen kalkulatorischen Grenzwert bilden. Ich erwarte, dass diese Phase in spätestens sechs Monaten endet und das Interesse an der Branche durch ihre gestiegene gesellschaftliche Attraktivität steigt.

Camper Professional − Was sind Ihre Schlüsse aus dieser Einschätzung?

Sören Schaffer − Öffentliche Baumaßnahmen, welche einen Teil unseren Betrieb in den nächsten zwei Jahren intensiv beeinflussen werden, sind für uns ausschlaggebend, um uns für die Zukunft zu wappnen. Daher haben wir entschieden, dass unsere Zwei-Standort-Strategie für die kommenden zwei Jahre von extremer Bedeutung sein wird. Wir werden unsere Standorte optimieren und einen reinen Servicestandort sowie einen reinen Vertriebsstandort installieren. Damit werden wir intern die Prozesskosten und letztendlich auch die Effektivität des Betriebes sowie des Werkstattprozesses deutlich verbessern.
Durch den wachsenden Fahrzeugmarkt wird auch die Nachfrage nach Werkstattleistungen steigen. Das heißt: wir müssen unsere Werkstattkapazitäten und Arbeitsplätze gut planen und organisieren. Daher werden wir unsere Werkstattimmobilie statt acht Stunden pro Tag in Zukunft 16 Stunden pro Tag nutzen. Diese ermöglicht es uns auch unseren Mitarbeitern in der Werkstatt drei verschiedene Arbeitszeitmodelle anzubieten. Je nach Modell sind die Monteure somit flexibel in der Wahl ihrer Arbeitszeit und können dadurch ihren familiären Zeitplan, mit dem der Arbeit besser vereinen.
Jeder Mitarbeiter in der Werkstatt kann somit selbst entscheiden, welches Modell passend für seine Familienabläufe ist und gegebenenfalls damit auch ein wenig Geld zu sparen durch verkürzte Kindergartenzeiten. Dieses flexible Arbeitszeitmodell fördert nicht nur die Work-Life-Balance unserer Mitarbeitenden, sondern erhöht auch deren Zufriedenheit und Motivation, was sich letztlich positiv auf die Qualität unserer Dienstleistungen und die Zufriedenheit unserer Kundschaft auswirkt.

Camper Professional − Wie wirkt sich Ihr eigener Stellplatz auf Ihren Caravaning-Betrieb aus?

Sören Schaffer − Unsere Stellplatzgäste beflügeln unsere Dienstleistungen vor Ort und nutzen diese intensiv, insbesondere im Werkstattbereich. Um den Bedürfnissen unserer Kunden gerecht zu werden, haben wir uns terminlich darauf eingerichtet, dass unterwegs Hilfen, sprich unser Express-Service, stetig gewährleistet sind. Dieser Express-Service ist so strukturiert, dass er unseren alltäglichen Werkstattbetrieb nicht beeinträchtigt und dennoch eine schnelle und effiziente Hilfe für Reisende bietet. Viele Kunden sind uns sehr dankbar, dass sie während ihrer Urlaubsfahrt unseren Express-Service nutzen und dadurch ihre Reise ohne größere Unterbrechungen fortsetzen konnten. Diese kurzfristige Hilfestellung ist oft entscheidend für das Urlaubserlebnis und trägt wesentlich zur positiven Wahrnehmung unseres Betriebs bei.
Weiterhin beflügelt diese zusätzliche Kundenfrequenz unseren Vertrieb und noch viel mehr unseren Zubehörshop. Allerdings bedeutet dieser Service auch eine gewisse Anstrengung. Neben sieben Tage die Woche Reinigung der sanitären Anlagen öffnen wir unseren Shop auch am Sonntag für Brötchen und Verbrauchsmaterialen die der Camper benötigt.

Camper Professional − Neben dieser Kundenansprache vor Ort, wie gestalten Sie Ihre Kundenbindung generell?

Sören Schaffer − Der Kaufprozess, beziehungsweise der Weg vom Interessenten zum Käufer, hat sich in den letzten Jahren zunehmend in die digitale Welt verlagert. Dabei spielen Fahrzeugbörsen und die Präsentation der Fahrzeuge im Internet eine wichtige Rolle. Globale Akteure wie mobile.de haben eine starke Marktposition und setzen ihre Preispolitik entsprechend durch. Unser Ziel ist es, kurzfristig die Abhängigkeit von digitalen Börsen zu verringern und wieder mehr Wert auf persönliche Kundenbeziehungen zu legen. Digitale Leads sind effektiv, aber kostenintensiv. Analoge Leads bieten die Möglichkeit einer direkten Ansprache durch menschliche Vertriebsmitarbeiter, die sich auf Augenhöhe mit dem Kunden über dessen Interessen austauschen können. Daher legen wir zukünftig mehr Wert auf die Pflege der Kundenbeziehung vor Ort und den Ausbau dieser Beziehungen durch spezielle hauseigene Veranstaltungen. Ein Event, das wir schon seit über 25 Jahren durchführen, ist unsere Kundentreffen. Diese findet jährlich im September statt, bei dem wir mit etwa 45 Personen eine Woche lang zusammen mit dem Reisemobil unterwegs sind. In dieser Zeit entstehen wertvolle Kundenkontakte, die uns unterstützen, aus bestehenden Kunden neue Interessenten zu machen. Auch im Herbst laden wir meist circa 100 Camper ein unseren Multivisionsvortrag zu folgen. In der Regel ist dieser Vortrag auf unser Campingbegeistertes Publikum ausgelegt und regt an für neue Destinationen und Ziele. Ein solcher Abend bietet ebenfalls enorme Möglichkeiten die Kundenbeziehung zu unserem Haus zu vertiefen.

Camper Professional − Wie sehr hat die Digitalisierung in Ihrer Betriebsführung Einzug gehalten?

Sören Schaffer − In den letzten fünf Jahren haben wir erhebliche Investitionen in die Digitalisierung getätigt. Diese Maßnahmen haben uns ermöglicht, im Vergleich zu anderen Betrieben der Branche im oberen Drittel in Bezug auf Digitalisierung zu liegen. Neben der umfassenden Digitalisierung unseres Unternehmens haben wir auch unseren Rückrufservice digitalisiert sowie die Buchung von Minus- und Plusstunden der Mitarbeiter. Darüber hinaus planen wir, die Urlaubsbeantragung in Kürze durch automatische Buchungsprozesse mit vorher definierten Regeln abzubilden. Diese kleinen fortschrittlichen Technologien und Prozesse werden unsere Effizienz steigern und unsere Mitarbeiterkapazitäten auf den Kundenfokus lenken.
Weiterhin haben wir eine Miet-APP für unsere Mietkunden erstellt, die den Kunden dienen soll, sich vor Antritt der Fahrt umfangreich über beispielsweise die Beladung oder Bedienung des speziellen Wohnmobils zu erkundigen. Darüber hinaus können sie in der APP ihre Führerscheindaten eingeben, welche direkt in unser Mietprogramm und den jeweiligen zugehörigen Mietvertrag eingebucht werden und somit die Übergabe beschleunigen.
Auch in Zukunft werden wir uns weiterhin sehr intensiv mit der Digitalisierung beschäftigen, um unsere internen Prozesse effektiver und schlanker zu gestalten. Unsere Philosophie ist es, die Mitarbeiter für die Kundenansprache zu entlasten und damit den Fokus mehr auf den Kunden zu richten als auf die Bearbeitung von internen Verwaltungsakten. Die Digitalisierung wird die gesamte Branche in den nächsten Jahren fordern, daher ist es wichtig stetig in diesen Bereich zu investieren, um das Unternehmen Stück für Stück ein bisschen besser zu machen.