Ungefähr so lässt sich die Entwicklung von Hobby in bald 60 Jahren skizzieren. Dreh- und Angelpunkt dieser Erfolgsgeschichte ist der Ingenieur Harald Striewski, der seit der Gründung die Geschicke des größten konzernunabhängigen Wohnwagen- und Reisemobilbauers gelenkt hat und für die Zukunft des Unternehmens vorgesorgt hat.
Text: Claus-Detlev Bues, Fotos: Archiv / Werk
Sein Hobby zum Beruf zu machen, klingt so einfach, gelingt aber nur wenigen. Harald Striewski hat noch viel mehr erreicht. Für ihn wurde sein Hobby nicht nur Beruf, sondern war auch Berufung. Anders ist es nicht zu erklären, dass er in einem Alter, in dem andere Enten füttern oder Rosen züchten, lieber Konstruktionszeichnungen begutachtet – Zeichnungen von Wohnwagen und Reisemobilen, die tausenden von Menschen einen schönen Urlaub ermöglichen sollten.
Einen solchen Urlaub im eigenen Wohnwagen träumte auch Harald Striewski im Jahr 1965. Zwar gab es zu dieser Zeit bereits Wohnwagen zu kaufen – Erwin Hymer und Erich Bachem bauten seit 1957 in Bad Waldsee Caravans, und Helmut Knaus begann 1960 in Jandelsbrunn mit dem Wohnwagenbau –, doch die Produkte konnte sich der junge Familienvater nicht leisten. Schließlich war seine Familie nicht gerade wohlhabend, musste sie doch kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs unter dramatischen Umständen aus der ostpreußischen Heimat flüchten und alles Hab und Gut zurücklassen. Diese entbehrungsreiche Zeit beschreibt der Unternehmer als prägend für sein Leben: „Diese Armut hat in mir einen enormen Ehrgeiz entwickelt.“ In der neuen Heimat nahe Rendsburg besuchte er die Volksschule, machte eine Lehre zum Schiffsbauer, holte nach Feierabend sein Fachabitur nach und studierte schließlich an der Ingenieursschule in Kiel. Dies führte zu einer guten Anstellung als Schiffsbauingenieur in der Krögerwerft.
Unten: Blick auf das 1975 neu gebaute Verwaltungsgebäude; Im Jahr 1998 übernimmt Hobby die Caravan-Sparte von Fendt und baut ein neues Werk in Mertingen
Selbst ist der Mann
Doch er wollte auch in den Urlaub. Mit einem Wohnwagen. Und wenn man sich keinen Wohnwagen kaufen kann, muss man ihn sich eben selbst bauen. Das Geld dafür, genau 3.000 Deutsche Mark, lieh ihm seine Tante. Striewski baute den ersten Wohnwagen, doch anstatt damit zu verreisen, verkaufte er ihn für 6.000 Mark. Die Tante bekam ihr Geld zurück, und der junge Ingenieur baute gleich einen zweiten Caravan. Auch diesen verkaufte er wieder. Das brachte Geld für den Bau eines dritten Wohnwagens und eine gut gefüllte Urlaubskasse. Gemeinsam mit seiner Frau Ingeborg und Sohn Michael ging es damit an die französische Côte d’Azur. Dieser Wohnwagen war für die Striewskis nicht nur das Vehikel für einen Traumurlaub, sondern auch der Grundstock für ein florierendes Unternehmen. Der fleißige Ingenieur verkaufte den Wohnwagen direkt nach dem Urlaub, kaufte neues Material und baute fortan nach Feierabend und an Wochenenden weitere Wohnwagen, die ihm buchstäblich aus den Händen gerissen wurden. Es hatte sich herumgesprochen, dass der Hobby-Wohnwagenbauer gute Qualität lieferte.
Doch das wurde zu einer veritablen Doppelbelastung, die Striewski dazu bewog, seinen Arbeitgeber um ein Jahr unbezahlten Urlaub zu bitten, um den aufgelaufenen Auftragsbestand abzuarbeiten. Der wurde ihm gewährt – und dauert im Prinzip bis heute. Nur mit der Einschränkung, dass dieser Urlaub harte Arbeit war und das Hobby kein Hobby mehr blieb, sondern seit 1967 ein Markenname ist, der für qualitativ hochwertige Freizeitfahrzeuge zum fairen Preis steht. Als Harald Striewski 1967 die „Hobby Wohnwagenwerk Ing. Harald Striewski“ gründete, war das Unternehmen ein echter Familienbetrieb. Während Harald Striewski in der Garage einen Caravan nach dem anderen aufbaute, nähte seine Frau Ingeborg Gardinen und Polster für die Innenausstattung und erledigte die Buchhaltung. Das war dem Wohnwagenbauer recht, denn er bekennt: „Ich bin Techniker, kein Kaufmann.“ Was jedoch in gewissem Maße Untertreibung sein dürfte. Auch wenn ihm kaufmännische Tätigkeiten nicht so viel Spaß machen wie das Konstruieren und Bauen, so ist ihm doch Geschäftstüchtigkeit zu eigen. Anders ist der steile Aufstieg des Unternehmens nicht zu erklären.
Unten: Das heutige Hobby-Werk in Fockbek
Innovationskraft als Schlüssel zum Erfolg
Ein Jahr nach der Firmengründung zog der Betrieb von der Garage in eine kleine Fertigungshalle um, in der er mit vier Angestellten arbeitete. Striewski hatte in der Straße Schafredder ein gut 10.000 Quadratmeter großes Gelände erworben – die Keimzelle des heutigen Firmengeländes, das inzwischen 26-mal so groß ist. Schon ein Jahr nach dem Umzug stellte Hobby einen Wohnwagen pro Tag fertig. Die Belegschaft wuchs, die Produktion ebenfalls. 1970 fertigten 42 Mitarbeiter täglich sechs Wohnwagen, und schon fünf Jahre nach der Gründung rollte der 5.000. Wohnwagen aus der Halle. Sogar Rückschläge konnten den Erfolg der Hobby-Wohnwagenwerke nicht aufhalten: 1974 brannte die gesamte Firma ab. Bereits ein Jahr später entstanden auf dem 20.000 Quadratmeter großen Werksgelände eine neue Montagehalle, ein Nähraum, Bürokomplex und Lager. Erfolgreich ging es weiter: 1977 näherte sich der Firmenumsatz 100 Millionen DM pro Jahr. 1979 stellte bei Hobby den 50.000sten Wohnwagen her. 1983 durfte sich Hobby erstmals, aber keineswegs zum letzten Mal, Marktführer nennen. Das Unternehmen wurde ein bedeutender Arbeitgeber im äußersten Norden Deutschlands.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass immer wieder hochrangige Politiker bei Hobby zu Gast sind. Zweimal, zuletzt anlässlich des 50-jährigen Bestehens im Jahr 2017, schaute sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel vorbei. Der Erfolg beruht nicht zuletzt auf der Innovationskraft, die der Schiffsbauingenieur und seine Mannschaft an den Tag legen. So werden die Chassis der Hobby-Wohnwagen zum Schutz vor Rost feuerverzinkt. Dafür gründete Striewski im benachbarten Rendsburg ein eigenes Unternehmen. Auch die erste Cassettentoilette im Wohnwagen geht auf eine Kooperation von Hobby mit Thetford zurück. 2013 machte Hobby mit dem ersten Elektronik-Bordnetz für Freizeitfahrzeuge von sich reden. Und weil Leichtbau immer mehr an Bedeutung gewinnt, kaufte Hobby im selben Jahr den Lieferanten Formatec, der fortan unter „Formlight GmbH“ firmiert und leichte Möbelkomponenten an die Muttergesellschaft liefert. Bei Hobby setzt man auf hohe Fertigungstiefe.
Unten: Eine große Freude für Harald Striewski (2 v.r.): In Fockbek wird 2006 eine Straße nach ihm benannt
Der Einstieg in den Reisemobilbau
In den Bau von Reisemobilen stieg man in Fockbek jedoch erst 1984 ein. Damit war man zwar deutlich später dran als der Wettbewerber aus Bad Waldsee, der bereits 1971 mit dem ersten Hymermobil in den Serienbau von Reisemobilen einstieg, aber immer noch ein wenig früher als Knaus, das 1988 mit dem Traveller auf den Markt kam. Striewskis motorisiertes Erstlingswerk machte vom Start weg Furore. Den hat der Chef eifrig mitentwickelt und gestylt. Und das merkt man dem Fahrzeug auch an: Es wirkt schon ein wenig wie eine Yacht auf Rädern – kein Wunder bei Striewskis beruflichem Hintergrund. „Ich wollte ein Auto bauen, keinen Kasten“, so sein Credo. Anders als bei den meisten anderen hat der 600er schön gerundete Seitenwände, eine Metallic-Lackierung und die charakteristischen spitz zulaufenden Fenster im Aufbau. Und er verkauft sich nicht nur sehr gut, sondern gewinnt auch immer wieder Publikumswahlen – und wird so zu einer Ikone des Reisemobilbaus. Dennoch bleibt der Wohnwagen für Striewski von Bedeutung, was auch die Übernahme des Premiumherstellers Fendt im Jahr 1998 unterstreicht. Nach wie vor macht Hobby knapp zwei Drittel des Umsatzes mit Caravans, ist jedoch aufgrund flexibler Fertigungsanlagen in der Lage, sich dem Marktgeschehen anzupassen und auf einem Band wahlweise Wohnwagen oder Reisemobile zu bauen.
Unten: Die aktuellen Hobby Caravan & Reisemobil-Modelle 2025
Erfolgreiche Ausstattungspolitik
Die Beliebtheit bei den Kunden ist auch auf die Ausstattungspolitik von Hobby zurückzuführen. In der Reisemobilbranche ist es durchaus üblich, in der Grundversion äußerst mager ausgestattete Fahrzeuge anzubieten, um den Basispreis möglichst niedrig zu halten. Solche Fahrzeuge müssen dann durch den Zukauf diverser Ausstattungspakete fit für den Urlaubseinsatz gemacht werden. Hobby geht hier einen anderen Weg. Schon 2016 stellten die Fockbeker ihre ersten Teilintegrierten mit dem Namenszusatz Ontour vor, die alle wesentlichen Zusatzausstattungen bereits an Bord haben. Auf der CMT 2019 präsentierte man die Teilintegrierten-Baureihe Optima Ontour Edition mit Vollausstattung (sogar inklusive SAT-TV), die sich laut Hobby-Geschäftsführer Holger Schulz zum Bestseller entwickelt hat: „Damit werden wir dieses Thema weiter ausdifferenzieren.“
Unten: Hoher Besuch: Kanzlerin Merkel besucht das Hobby Werk 2017, Die aktuelle Geschäftsführung mit Holger Schulz (links) und Bernd Löher
Zwei Stiftungen sich die Zukunft der Hobby-Gruppe
Künftig befinden sich die Hobby-Wohnwagenwerk Ing. Harald Striewski GmbH mit seiner Tochter Fendt-Caravan GmbH und die Verwaltungsgesellschaft Striewski KG samt der Töchter Formlight GmbH und Rendsburger Feuerverzinkerei GmbH im Vermögen zweier Stiftungen. Das sind zum einen die Familienstiftung Harald Striewski und zum anderen die gemeinnützigen Harald Striewski Stiftung. Zum ersten Vorstand der neu gegründeten Stiftungen sind Pierre Gilgenast und Anke Bumann bestellt. Beide sind langjährige Vertraute von Harald Striewski. Den Vorsitz der Sitiftungsbeiräte übernimmt Harald Striewski selbst, sein Sohn Michael Striewski ist Beiratsmitglied. Die Übertragung der Gesellschaftsanteile soll keinen Einfluss auf die Struktur und Geschäftstätigkeiten der Hobby-Gruppe haben. Unverändert bleibt die Führungsstruktur der operativen Gesellschaften: Hans Frindte und Andreas Dirr bleiben Geschäftsführer von Fendt Caravan. Die Geschäftsführung der Hobby GmbH bleibt bei Bernd Löher und Holger Schulz, Ulrich Benkel ist Geschäftsführer der Formlight GmbH in Warburg und Wolfgang Harbeck verantwortet weiter die Rendsburger Feuerverzinkerei. Aktuell fertigt Hobby sieben Caravan-Baureihen mit 49 Modellen und sieben Reisemobil-Baureihen mit 20 Modellen.
Unten: Jubiläum 2017 mit großer Fete: 50 Jahre Hobby
Seit fast 60 Jahren ist Harald Striewski in der Caravaning-Branche tätig und gilt als Nestor dieser Branche. Nun, im Alter von bald 90 Jahren hat er sich aus dem Geschäft zurückgezogen und möchte gleichzeitig mit seinen Stiftungen das Gemeinwohl fördern. Die Gründung dieser Stiftungen ist sein Herzenswunsch, mit dem er seinen Dank gegenüber der Region ausdrücken möchte. Als er und seine Familie nach dem Krieg aus Ostpreußen fliehen mussten, wurden sie in Fockbek und Schleswig-Holstein mit großer Hilfsbereitschaft aufgenommen.